Google Bard: Können Unternehmen es ohne Risiko nutzen?

Google Bard: Können Unternehmen es ohne Risiko nutzen?

Veröffentlicht am 26. Juli 2023

Sissy Scheible

Sissy Scheible

KI

Google Bard - Das Wichtigste in Kürze:

  • Genau wie ChatGPT ist Google Bard ein Chatbot, der Künstliche Intelligenz nutzt.

  • Google Bard kann u.a. Texte aller Art generieren, Fragen beantworten, programmieren, übersetzen und vorlesen

  • Obwohl Google Bard nun auch in der EU zugelassen ist, gibt es weiterhin ernsthafte Bedenken bezüglich des Datenschutzes und des Wahrheitsgehalts der Antworten des Bots. 

  • Wertvolle Tipps, wie Sie Ihre Daten bei der Nutzung von Bard schützen können. 

Google Bard ist endlich auch in Deutschland nutzbar. Doch ist ein weiterer Chatbot neben ChatGPT und diversen anderen Anbietern überhaupt noch nötig? Was ist der USP von Google Bard und ist Bard schon ausgereift genug, um es in Unternehmen sicher anwenden zu können?

Was ist Google Bard?

Genau wie ChatGPT ist Google Bard ein Chatbot, der Künstliche Intelligenz nutzt. Der Nutzer gibt Fragen und Aufforderungen in ein Textfeld ein und bekommt dann eine Antwort, die der Chatbot anhand der Eingabe erzeugt. Bard kann sogar bis zu drei Antworten einblenden. Von Gedichten über Briefe, Zusammenfassungen und Texten der verschiedensten Art ist alles möglich. Im Gegensatz zu ChatGPT hat Bard für die Erzeugung der Antworten Zugang zu Informationen aus dem Internet.

Was kann Google Bard?

Fragen beantworten

Google Bard kann nicht nur zur Texterzeugung genutzt werden. Dem Chatbot können auch Fragen gestellt werden, zum Beispiel über Personen, geschichtliche Ereignisse, wissenschaftliche Theorien und dergleichen. Leider sind die Antworten auf solche Fragen bislang oft noch fehlerhaft, Sie sollten sich somit nicht auf den Wahrheitsgehalt der Antworten, die Ihnen der Chatbot gibt, verlassen. Bard  generiert bislang in vielen Versuchen noch falsche Fakten, falsche Lebensläufe oder gar ganz frei erfundene Personen. Trotz des Zugangs zum Internet sind viele Nachrichten, die Bard wiedergibt, veraltet.

Übersetzungen

Zuverlässiger funktioniert es, Google Bard zur Übersetzung von Texten, Dokumenten und dergleichen zu verwenden. Google Bard kann in mehr als 40 Sprachen übersetzen.

Textbearbeitung

Mit Google Bard lassen sich Texte in Tonalität und Stil bearbeiten. Dies ist bislang aber leider nur auf Englisch möglich.

Vorlesefunktion

Google Bard hat auch eine Vorlesefunktion, mit der die generierten Antworten und Texte laut vorgelesen werden können.

Programmieren

Google Bard kann, wie ChatGPT auch, zum Programmieren genutzt werden. Das Sprachmodell kann Codes erstellen und auf Fehler überprüfen. Google gibt an, dass Bard 20 Programmiersprachen beherrscht.

Sonstiges

Je nachdem, wonach Sie Bard fragen, kann es Ihnen in den unterschiedlichsten Situationen helfen. Es kann Ihnen Packlisten für den nächsten Urlaub erstellen, Tipps für die Planung eines Kindergeburtstages geben, Texte für die unterschiedlichsten Plattformen und Formate generieren, Bildunterschriften zu von Ihnen eingegebenen Bildern generieren, Marketingpläne erstellen, Gestaltungstipps geben, Zusammenhänge erklären, etc.

Zukünftige Funktionen von Google Bard

Google Bard soll, dank einiger Erweiterungen, bald noch nützlicher werden, indem es zum Beispiel die Buchung von Hotels und Flügen vereinfacht, und sich somit mehr von der Konkurrenz ChatGPT abheben. Dies geschieht vor allem dadurch, dass Google seinen Chatbot in die eigenen Produkte, aber auch in andere Dienste integriert. Wie Dylan Roussel von 9to5Google herausgefunden hat, soll Google Bard bald in folgenden Diensten integriert sein:

  • Google Flights (Flügesuche)

  • Google Hotels (Hotels finden, vergleichen und buchen)

  • Google Maps (Online-Kartendienst)

  • YouTube (Videoplattform)

  • Instacart (Liefer- und Abholservice für Lebensmittel)

  • Kayak (Suchmaschine für Flüge, Hotels, Mietwagen und Reiseangebote)

  • OpenTable (Online-Reservierungen)

  • Redfin (Maklerdienstleistungen)

  • Zillow (Online Immobilienmarktplatz)

Bard wird zudem für die Google Workspace Dienste vorbereitet, darunter Gmail, Google Drive, Docs und viele mehr. Zudem ist die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern geplant, wie zum Beispiel Adobe. So soll in Zukunft der Bildgenerator Adobe Firefly in Bard integriert werden.

Vergleich von Google Bard und ChatGPT

Was genau sind nun die Unterschiede zwischen ChatGPT und Google Bard?

  • ChatGPT basiert auf dem Sprachmodell GPT-3. Google verwendet für Bard ein eigenes Sprachmodell namens LaMDA (Language Model for Dialogue Applications)

  • Google Bard ist kostenlos. ChatGPT ist zwar auch in einer kostenlosen Version verfügbar, in den Genuss der vollen Funktionalität des Chatbots kommen aber nur zahlende Kunden.

  • OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, hat den Usern die ChatGPT API zur Verfügung gestellt. Damit kann der Chatbot in eigenen Apps genutzt und integriert werden. Google hält die API von Bard noch unter Verschluss. Google plant jedoch, Bard einer größeren Anzahl an Entwicklern zur Verfügung zu stellen.

  • Bard übertrifft ChatGPT im Bereich Programmierung, da es über 20 Programmiersprachen beherrscht.

  • ChatGPT ist besser darin, kreative Inhalte, wie zum Beispiel Gedichte, E-Mails, Briefe, Artikel und dergleichen zu generieren. Bard soll durch seine Anbindung an das Internet besser darin sein, Antworten auf Fragen zu geben, auch wenn dies bisher noch sehr fehleranfällig ist.

  • Wie bereits erwähnt, kann Bard Texte auch vorlesen. So können sich die Nutzer zum Beispiel mit der richtigen Aussprache von übersetzten Texten vertraut machen. ChatGPT besitzt dieses Feature bislang nicht.

  • In Bard ist Google Lens integriert. Dadurch können Sie die KI zum Beispiel dafür nutzen, interessante Bildunterschriften zu konzipieren oder Informationen über ein Bild zu erhalten.

Nutzung von Google Bard für Unternehmen

Wie können Sie Google Bard nutzen?

Über die Website bard.google.com können Sie den Chatbot nutzen. Allerdings müssen Sie sich dafür mit einem Google-Konto anmelden. Die Nutzung ist kostenlos, geht aber mit einer Zustimmung zu geänderten Datenschutzrichtlinien einher.

Gefahren für Unternehmen bei der Nutzung von Google Bard

Datenschutz

Google Bard war erst später als in anderen Ländern für europäische Nutzer zugänglich, da es datenschutzrechtliche Bedenken gab. Die irische Datenschutz-Kommission (DPC), welche für Google in Europa zuständig ist, hatte Bedenken, ob Bard der Europäischen-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entspricht. Bedenken, die es nun scheinbar nicht mehr gibt. Google-Manager Jack Krawczyk, verantwortlich für Google Bard, gibt an, dass Google dafür sorgen werde, dass die Daten der Nutzer immer geschützt seien. Dennoch gilt es hier, insbesondere für Unternehmen, noch Vorsicht walten zu lassen. So stimmen Sie bei der Verwendung von Bard den veränderten Datenschutzrichtlinien zu, in denen es unter anderem heißt:

“Google verwendet Informationen, um unsere Dienste zu verbessern und neue Produkte, Funktionen und Technologien zu entwickeln, die unseren Nutzern und der Öffentlichkeit zugutekommen. Wir nutzen beispielsweise öffentlich verfügbare Informationen, um die KI-Modelle von Google zu trainieren und Produkte und Funktionen wie Google Translate, Bard und Cloud-AI-Funktionen zu entwickeln.”

Google behält sich nun also das Recht vor, die Nutzerdaten zu verwenden, um all seine KI-Modelle und Produkte zu verbessern, nicht nur die Sprachmodelle, wie es früher hieß.

Normalerweise sind Unternehmen in der EU durch die Datenschutzrichtlinien darauf beschränkt, nur Daten zu sammeln, die ihnen die Nutzer direkt zur Verfügung stellen. Mit der neuen Richtlinie kann Google jedoch alle Informationen sammeln und nutzen, die User online veröffentlichen. So kann das Unternehmen zum Beispiel auch Web- und App-Aktivitäten oder den Standortverlauf Ihres Google-Kontos verwenden, um seine künstlichen Intelligenzen zu trainieren.

Die gesammelten Daten sollen laut Google zwar automatisch anonymisiert werden, dennoch können die Informationen bis zu drei Jahre gespeichert werden, wenn Sie dem nicht widersprechen.

So schützen Sie Ihre Daten

Möchten Sie, trotz datenschutzrechtlicher Bedenken, Google Bard in Ihrem Unternehmen nutzen, können Sie einige Maßnahmen ergreifen, um Ihre Daten zu schützen.

  • Veröffentlichen Sie nur Informationen, die Ihrem Unternehmen keinen Schaden anrichten können, wenn Menschen außerhalb Ihrer Firma sie einsehen und nutzen. Google selbst empfiehlt seinen Mitarbeitern, mit Bard keine vertraulichen Informationen zu teilen. Tun Sie das in Ihrem Unternehmen also möglichst auch nicht.

  • Überprüfen Sie die Datenschutzeinstellungen Ihres Google-Kontos und der Konten Ihrer Mitarbeiter, die Bard nutzen wollen. Sie können sich in den Konten gegen Optionen wie “Web- und App-Altivitäten”, “Standortverlauf” und “Sprach- und Audioaktivität” entscheiden.

  • Nutzen Sie den Inkognito- oder private Browsing-Modus, wenn Sie Google-Dienste nutzen.

  • Sie können auch alternative Dienste mit besserem Datenschutz statt der bekannten Google-Dienste nutzen, wie zum Beispiel DuckDuckGo für die Websuche, Vimeo für Videos oder Brave als Webbrowser.

  • In Bard selbst können die “Bard-Aktivitäten” deaktiviert werden. Dafür müssen Sie auf die Website https://myactivity.google.com/product/bard gehen, auf “Bard-Aktivitäten” klicken und den Regler auf “aus” stellen. So werden Ihre Unterhaltungen nicht mehr gespeichert und können auch nicht mehr von menschlichen Prüfern eingesehen werden. Bereits getätigte Unterhaltungen mit dem Chatbot können ganz einfach gelöscht werden, indem Sie unten auf der Seite auf “Löschen” klicken und den entsprechenden Zeitraum auswählen.

Falsche Informationen

Wenn Sie Bard in Ihrem Unternehmen nutzen möchten, sollten Sie Ihre Mitarbeiter dahingehend schulen, den Informationen, die Bard Ihnen gibt, nicht blind zu vertrauen. Wie bereits erläutert, gibt Bard momentan noch veraltete, falsche oder gar frei erfundene Informationen aus. Wenn Bard zum Beispiel für das Schreiben von Artikeln genutzt wird, gilt es daher, die Fakten kritisch zu überprüfen, um keine Unwahrheiten im Namen Ihres Unternehmens zu veröffentlichen.

Screenshot der Website von Google Bard, in dem Google Bard als Experiment kenntlich gemacht wird

Google bezeichnet Google Bard selbst als “Experiment”

Gut Ding will Weile haben

Google bezeichnet Bard selbst als “Experiment” und genau das ist es bislang auch noch. Die Nutzer können die Antworten mit einem Daumen hoch oder Daumen runter bewerten und aus bis zu drei Antworten auswählen. Dadurch lernt das System dazu und wird hoffentlich in Zukunft bessere und faktisch richtige Antworten geben.

Google nutzt die User somit dazu, den Chatbot zu trainieren. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht allzu viele Nutzer den Spaß erlauben, falsche Antworten mit einem Daumen nach oben zu bewerten.

Im Fazit bleibt zu sagen: Gut Ding will Weile haben. Ja, Google Bard könnte eine vielversprechende KI mit vielseitigeren Features als ChatGPT werden. Noch ist es aber nicht so weit und von dem Bot geht momentan noch mehr Gefahr als Nutzen aus.

Für Unternehmen empfiehlt es sich daher, noch zu warten, bis die KI ausgereift ist, bevor sie Google Bard nutzen. Und auch dann gilt es unbedingt auf den Schutz der Unternehmensdaten zu achten.

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