ChatGPT für Unternehmen: Vorteile und Risiken

ChatGPT für Unternehmen: Vorteile und Risiken

Veröffentlicht am 12. April 2023

Aktualisiert am 8. November 2023

Sissy Scheible

Sissy Scheible

KI

ChatGPT - Das Wichtigste in Kürze

  • ChatGPT ist eine KI, die in Chats menschenähnliche Gespräche führen soll

  • ChatGPT ist kostenlos und in einer umfangreicheren Bezahlversion verfügbar.

  • Es gibt die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten für ChatGPT in Ihrem Unternehmen, wie zum Beispiel im Kundenservice, zur Unterstützung der HR-Abteilung, für Übersetzungen oder zur Inspiration für Texte aller Art.

  • Die KI birgt auch Risiken, die Sie als Unternehmer kennen sollten.

Lesen Sie gerade einen Artikel, der von einer KI geschrieben wurde? Spätestens seit Open AI am 14. März diesen Jahres ChatGPT-4 veröffentlicht hat, kann diese Frage nicht mehr eindeutig beantwortet werden. Eine neue Technologie namens “Neural Machine Translation” ermöglicht es dem Chatbot, immer natürlicher und menschenähnlicher zu kommunizieren. Dadurch bieten sich Unternehmen immer vielfältigere Möglichkeiten, wie sie ChatGPT-4 einsetzen können. Doch ist das Programm wirklich schon ausgereift genug, um bedenkenlos genutzt zu werden? Und können Sie damit vielleicht sogar menschliche Mitarbeiter ersetzen?

Was ist ChatGPT eigentlich?

ChatGPT steht für “Chatbot Generative Pre-trained Transformer”. Es ist ein Sprachmodell, das von dem kalifornischen KI-Forschungsunternehmen Open AI entwickelt wurde. Das Computerprogramm soll natürliche und menschenähnliche Gespräche in Chat-Situationen führen. Der Benutzer kann per Texteingabe mit dem Chatbot kommunizieren, ähnlich wie bei einem normalen Chat. Das Besondere an ChatGPT ist, dass es aus der Unterhaltung lernt. ChatGPT ist unter anderem in der Lage, komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären und Gedichte, Nachrichten oder auch längere Texte zu schreiben. Eingebaute Filter sollen verhindern, dass das Sprachmodell missbraucht wird, zum Beispiel zum Erstellen von Hassreden.

Open AI: Das Unternehmen hinter ChatGPT

Open AI startete 2015 als Stiftung in San Francisco. Bekannte Tech-Unternehmer wie Elon Musk, Peter Thiel, Reid Hoffmann und Sam Altman investierten eine Milliarde Dollar, mit dem Ziel, eine künstliche Intelligenz zu entwickeln, die “der gesamten Menschheit nutzt”, wie es in der Satzung heißt.  Elon Musk verließ Open AI 2018 wieder, weil er mit Tesla selbst eine KI entwickelte. Ein Jahr später ging der Stiftung das Geld aus. Daraufhin wurde eine gewinnorientierte Tochterfirma gegründet, die von Sam Altman geführt wird. Alle Stiftungsmitarbeiter erhielten Anteile, Risikokapitalgeber wie die Stiftung von LinkedIn-Gründer Hoffman kamen an Bord und Microsoft investierte eine Milliarde Dollar und hält nun 49 Prozent an der Firma. Heute ist Open AI mit einer Bewertung von 29 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Startups der USA.

 

Wie können Sie ChatGPT nutzen?

1. Kostenlose Nutzung

Um ChatGPT kostenlos nutzen zu können, müssen Sie sich bei Open AI auf der Seite https://openai.com/blog/chatgpt registrieren. Die Anmeldung ist unter anderem über eine herkömmliche Mailadresse oder über Ihren Google Account möglich. Danach muss zur Verifizierung noch eine Handynummer angegeben werden, über die ein Sicherheitscode gesendet wird. Haben Sie diesen eingegeben, können Sie das Programm bereits nutzen. Allerdings kann auf diese Weise nur die alte Version 3.5 genutzt werden. GPT-4 ist bislang den zahlenden Plus-Kunden vorbehalten.

Es gibt allerdings eine weitere Möglichkeit, wie sie vielleicht doch kostenlos in den Genuss von ChatGPT-4 kommen. Die Suchmaschine Bing hat GPT-4 nun integriert. Haben Sie also das neue Bing, können Sie die aktuelle Generation der KI dort ebenfalls testen. Hierfür müssen Sie sich lediglich mit Ihrem Microsoft Konto bei Bing anmelden. Es kann jedoch sein, dass Sie zunächst auf einer Warteliste landen, bevor Sie Zugriff auf das KI-gestützte Bing erhalten.

2. ChatGPT Plus

Sind Sie bei Open AI für ChatGPT angemeldet, können Sie ganz einfach mit einem Klick auf den Link “Upgrade to Plus” zum kostenpflichtigen Modell wechseln. Für umgerechnet etwa 22,60€ im Monat, haben Sie nicht nur den Vorteil, die aktuelle Version GPT-4 nutzen zu können, sondern Sie haben auch garantiert immer Zugriff auf den Chatbot, der ansonsten häufig überlastet ist. Auch in Zukunft sollen neue Funktionen immer erst für Plus-Kunden freigeschaltet werden.

3. ChatGPT Enterprise

OpenAI hat mit ChatGPT Enterprise ein neues Abo-Modell eingeführt. Dieses richtet sich an große Unternehmen. Es bietet alle Vorteile von GPT-4, bietet unter anderem aber auch eine neue Admin-Konsole für die Accountverwaltung und Auswertungen. Zudem soll bei ChatGPT Enterprise ein besserer Datenschutz gewährleistet sein, so dass Firmeninterna nicht mehr nach außen dringen sollen. HIER können Sie detailliert lesen, welche Vorteile ChatGPT Enterprise noch bietet.

 

ChatGPT für Unternehmen: So vielseitig lässt sich der Chatbot nutzen

Kundenservice und betriebsinterne Kommunikation

In erster Linie lässt sich ChatGPT natürlich als das nutzen, als das es konzipiert wurde, und zwar als Chatbot. Das Programm ist in dieser Funktion sowohl für den Kundenkontakt, als auch für die interne Mitarbeiterkommunikation einsetzbar. Häufige Kundenanfragen, wie zum Beispiel nach Kleidergrößen, Reklamationsbedingungen oder dem Lieferstatus, kann die künstliche Intelligenz statt eines menschlichen Mitarbeiters beantworten. Inzwischen funktioniert das so gut, dass die Akzeptanz von Kunden, mit einem Chatbot zu kommunizieren, immer größer wird. Immerhin antwortet dieser schneller als ein menschlicher Mitarbeiter und bietet meist dieselben Informationen. Lediglich bei komplizierten Anliegen wünschen sich Kunden einen menschlichen Kommunikationspartner.

In der firmeninternen Kommunikation ist ChatGPT unter anderem für den HR-Bereich von Interesse. Häufig vorkommende Fragen, wie zum Beispiel “Wie viele Tage Jahresurlaub stehen mir zu” oder “Wo kann ich meine Gehaltsabrechnungen einsehen”, kann das Sprachprogramm automatisiert beantworten, so dass die Mitarbeiter der HR-Abteilung entlastet werden.

 

Unterstützung beim Schreiben und Planen von Texten

ChatGPT kann Texte verschiedenster Art und Länge schreiben. Von einer Stellenanzeige über Werbe- und Social Media Texte bis hin zu ganzen Blogartikel und Aufsätzen ist alles möglich. Zwar sollten die Ergebnisse nicht 1:1 übernommen werden, jedoch können sie sehr hilfreich sein bei der Strukturierung oder Ideensammlung für die entsprechenden Texte. Auch für diesen Blogartikel war es interessant zu sehen, was ChatGPT schreibt, wie der Text aufgebaut ist und welche Inhalte verwendet werden. Ich habe hierfür zwei unterschiedliche Herangehensweisen gewählt. Einmal habe ich das Programm die zehn wichtigsten Dinge aufzählen lassen, wie Unternehmen ChatGPT nutzen können. In einer anderen Anfrage habe ich den Chatbot gleich den ganzen Blogartikel schreiben lassen, mit genaueren Angaben zu den gewünschten Inhalten. Hier die Ergebnisse, die ChatGPT-3.5 geliefert hat:

Zu sehen ist links eine Aufzählung der zehn wichtigsten Punkte, wozu ein Unternehmen ChatGPT nutzen kann. Auf der rechten Seite ist der Anfang eines ausformulierten Blogartikels dazu zu sehen.

Links die Aufzählung der wichtigsten Punkte, rechts ein Teil des ausformulierten Artikels.

Auch wenn Ihre Mitarbeiter Texte lieber selbst schreiben und eigene Recherchen dafür anstellen wollen, kann ChatGPT dennoch hilfreich sein, zum Beispiel zur Überprüfung der Zeichensetzung oder der Rechtschreibung.

Übersetzungen

ChatGPT kann Texte in verschiedene Sprachen übersetzen. Das ist für Unternehmen zum Beispiel dann interessant, wenn sie internationale Kunden haben oder ihre Website mehrsprachig betreiben wollen. Aber auch hier gilt es, die Texte nicht unkontrolliert zu übernehmen. Oftmals sind die Übersetzungen schlecht formuliert oder die Sprachwahl entspricht nicht der CI des Unternehmens.

Zu sehen ist die Übersetzung des vorhergehenden Blogtextes in Japanisch und Türkisch.

Eine Überprüfung dieser Übersetzungen ins Japanische und Türkische war mir mangels der Sprachkenntnisse leider nicht möglich, sollte für offizielle Unternehmensseiten aber unbedingt vorgenommen werden.

Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten von ChatGPT-4

Die neueste Version ChatGPT-4 bietet weitere, umfangreiche Extras, die Sie für ihr Unternehmen nutzen können. Hier zwei Beispiele:

  • Bilder oder Audio als Inputquelle: GPT-4 kann neben Texten auch Bilder oder Audio als Inputquelle verwerten. So hat in einer Vorführung das Programm einen auf eine Servierte geschriebenen handschriftlichen Text erkannt. Nutzen lässt sich das unter anderem dafür, handschriftliche Notizen oder Audiomitschnitte schnell zu digitalisieren und in die gewünschte Form, wie zum Beispiel in ein Besprechungsprotokoll, zu verwandeln.

  • Programmieren: ChatGPT ist in der Lage, zu programmieren. So kann man dem Chatbot beispielsweise die Anweisung geben, eine bestimmte Website zu codieren oder einen eigenen Discord-Bot zu erstellen. Wie Sie dafür vorgehen müssen, erfahren sie hier.
    Zu hundert Prozent fehlerfrei ist das Programm dabei laut eigener Aussage jedoch noch nicht. Es ist aber in der Lage, Fehler in Codes zu erkennen und somit auch die selbst generierten Codes zu überarbeiten.

 

Mitarbeiter durch ChatGPT ersetzen

Können Sie mit Ihrem Unternehmen Mitarbeiter einsparen, indem Sie diese mit ChatGPT ersetzen? Tatsächlich ist es heute schon in bestimmten Bereichen möglich, die Mitarbeiteranzahl zu reduzieren. Alleine schon durch die Nutzung der KI als Chatbot, der die häufigsten Fragen der Kunden beantwortet, werden weitaus weniger Kundendienstmitarbeiter benötigt. Ist der Bot erst einmal in der Lage, seine Texte auch in Audioform möglichst menschlich wiederzugeben, werden Mitarbeiter nicht einmal mehr für Telefonate mit Kunden gebraucht. Dann reicht es, nur noch so viel menschliches Personal zu haben, wie nötig ist, um auf spezielle Anliegen zu reagieren, die ChatGPT nicht beantworten kann.

Auch in anderen Bereichen wäre es theoretisch möglich, Mitarbeiter durch KI zu ersetzen. So hat der chinesische Gaming-Konzern Netdragon Websoft, der einen Jahresumsatz von zwei Milliarden US-Dollar hat, die KI “Tang YU” erfolgreich als CEO eingesetzt.

ChatGPT eignet sich zwar noch nicht als CEO, kann aber zum Beispiel durchaus schon mit erfahrenen Werbetextern mithalten. Business Insider sieht die KI in der Zukunft unter anderem auch als Programmieren, Codierer, Datenanalyst, im Marketing und Journalismus, oder gar in der Rechtsbranche, zum Beispiel zum Verfassen juristischer Schriftsätze einsetzbar. Auch Berufe in der Marktforschung, in der Finanzbranche und an der Börse könnten sich zukünftig durch die KI grundlegend verändern.

Die Tendenz geht jedoch dahin, dass Firmen ihre Mitarbeiter nicht durch die KI ersetzen, sondern ihnen diese als nützliches Werkzeug zur Seite stellen. Gekonnt eingesetzt, kann ChatGPT die Effizienz Ihrer Mitarbeiter deutlich erhöhen, da sie zum Beispiel weniger Zeit zum Schreiben von Texten, für Übersetzungen oder zum Sammeln von Daten benötigen. Auch ganz neue Berufe können durch künstliche Intelligenzen wie ChatGPT entstehen. So gibt es bereits jetzt Unternehmen, die gezielt sogenannte “Prompt Writer” engagieren. Diese sollen die KI dazu bringen, optimale Ergebnisse zu liefern.

Risiken bei der Nutzung von ChatGPT

Sorge von über 1000 Tech-Experten

Insgesamt klingt das alles nach einem “schöne neue Welt”-Szenario, in dem Maschinen uns entlasten, indem sie uns einen großen Teil Arbeit abnehmen. Doch birgt die Nutzung von ChatGPT auch Risiken? Schließlich muss es ja einen Grund haben, warum Italien den Chatbot gesperrt hat und warum über 1000 namenhafte Personen aus der Tech-Branche, darunter Elon Musk, der einst selbst Teil von Open AI war, eine Entwicklungspause für Künstliche Intelligenz fordern.

“Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheiten überfluten? Sollen wir alle Jobs automatisieren, auch die erfüllenden? Sollten wir nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen, überlisten, überflüssig machen und ersetzen könnten? Sollen wir den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?”, fragen sich die Experten. Sie fordern eine gemeinsame Strategie darüber, wie die KI-Entwicklung weitergehen soll.

 

Risiken für Ihr Unternehmen

Abseits der sehr zukunftsgerichteten Sorgen der Experten birgt die Nutzung von ChatGPT schon heute Risiken für Ihr Unternehmen. Eine unreflektierte Übernahme der von der KI zur Verfügung gestellten Inhalte könnte dazu führen, dass Ihr Unternehmen verklagt wird. Es lässt sich nicht genau nachvollziehen, woher der Chatbot die Informationen hat, die er Ihnen liefert. Es werden keine genauen Quellen angegeben. Die Informationen könnten somit schlichtweg falsch sein, oder das Urheberrecht eines anderen verletzen.

Auch mit eigenen Daten muss Ihr Unternehmen bei der Verwendung von ChatGPT äußerst vorsichtig umgehen. Geben Sie in das Programm niemals firmeninterne Daten ein, zum Beispiel um diese Zusammenfassen zu lassen. Der Chatbot könnte diese Daten weiterverwenden, wodurch andere Unternehmen oder gar Hacker an Betriebsgeheimnisse gelangen könnten.

Zudem müssen Sie sich die Frage stellen, was passiert, wenn ein anderes Unternehmen eine ähnliche Anfrage an den Chatbot stellt wie Sie, zum Beispiel indem es einen Blogartikel zum selben Thema erstellen lässt. Die Texte könnten sich zu sehr ähneln, was die SEO-Abteilung Ihres Unternehmens ins Schwitzen bringt, denn: Google sieht dann den Blogbeitrag als Plagiat an, der später veröffentlicht wurde und stuft die entsprechende Seite herunter.

ChatGPT in Unternehmen: Ein nützliches Werkzeug, wenn Sie es richtig nutzen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ChatGPT und andere KIs bereits jetzt sinnvoll in Ihrem Unternehmen eingesetzt werden können, wenn Sie diese mit Vorsicht und Weitsicht nutzen. Überprüfen Sie unbedingt alles, was die KI für Sie an Inhalten produziert und schreiben Sie Texte jeglicher Art so um, dass Sie der Corporate Identity Ihres Unternehmens entsprechen. So vermeiden Sie nicht nur Urheberrechtsverletzungen, sondern laufen auch nicht Gefahr, für Ihre Kunden an Profil zu verlieren. Sehen Sie die neuen Technologien nicht als günstige neue Mitarbeiter, sondern als das, was sie sind: Neue, nützliche Werkzeuge, die Sie Ihren Mitarbeitern zur Hand geben. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter auch nicht mit der Handhabung von ChatGPT und anderer KIs alleine. Wenn Sie diese für Ihr Unternehmen nutzen wollen, empfiehlt es sich, die  Mitarbeiter nicht nur im Umgang damit, sondern auch bezüglich rechtlicher Konsequenzen, der SEO-Optimierung und dergleichen zu schulen. Behalten Sie zudem die Weiterentwicklung der KIs stets im Auge, um die Tools auch in Zukunft optimal nutzen zu können.

 

Update: Nutzern ist es nun auch möglich, eigene Varianten von ChatGPT (namens GPTs) zu erstellen und zu veröffentlichen. Allerdings ist dies nur für zahlende Kunden möglich. Wie das genau funktioniert und wie das Ihrem Unternehmen helfen kann, lesen Sie HIER.

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