Diversity Management: Vielfalt als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen

Diversity Management: Vielfalt als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen

Veröffentlicht am 15. Mai 2024

Sissy Scheible

Sissy Scheible

Recruitment

Diversity Management - Das Wichtigste in Kürze:

  • Beim Diversity Management geht es nicht nur um Gender Diversity oder die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Es geht auch um die Vielfalt der Mitarbeiter bezogen auf ihr Alter, ihre ethnische Herkunft, ihre Fähigkeiten, Bildung, Erfahrungen, Religionen, Lebensstile und dergleichen.

  • Diversity Management ist ein Teilbereich des Personalmanagements. Es setzt sich zum Ziel, die vielfältigen Fähigkeiten und Eigenschaften der Mitarbeiter zu nutzen, um die Unternehmensziele zu erreichen. 

  • Diversity Management bietet viele Vorteile, wie zum Beispiel eine verbesserte Arbeitgebermarke, eine bessere Kundenorientierung, stärkere Mitarbeiterbindung, Stärkung der Teamleistungen, ein besseres Markenimage und rechtliche Absicherung.

  • Neben der Festlegung von Zielen, der Verteilung fester Rollen und der Erfolgsmessung sind im Diversity Management vor allem die richtigen Maßnahmen für mehr Vielfalt im Unternehmen wichtig. 

Diversity Management ist als Begriff einem Großteil der Unternehmen bekannt. Dennoch wird Diversity Management in den meisten Firmen noch nicht umfassend genutzt. Laut einer Umfrage von 2023 ist es zwar in mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen ein Thema, aber lediglich 2% geben an, ein voll ausgereiftes Diversity Management zu haben. Dabei schützt Diversity Management nicht nur Arbeitnehmer vor Diskriminierung, sondern hilft Arbeitgebern, kreativere und effizientere Teams zu haben und gezielt gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. 

Was ist Diversity Management? 

Beim Diversity Management geht es nicht nur um Gender Diversity oder die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Es geht auch um die Vielfalt der Mitarbeiter bezogen auf ihr Alter, ihre ethnische Herkunft, ihre Fähigkeiten, Bildung, Erfahrungen, Religionen, Lebensstile und dergleichen. Der Begriff Diversity Management bezeichnet die bewusste und strategische Steuerung dieser Vielfalt. 

Diversity Management ist ein Teilbereich des Personalmanagements. Es setzt sich zum Ziel, die vielfältigen Fähigkeiten und Eigenschaften der Mitarbeiter zu nutzen, um die Unternehmensziele zu erreichen. 

Warum ist Diversity Management wichtig?

Während Diversity Management in Deutschland früher vor allem dazu diente, Diskriminierung im Arbeitsumfeld zu verhindern, indem zum Beispiel allen Bewerbern, unabhänging von ihrem Geschlecht oder ihrer Herkunft, die selben Chancen gegeben werden sollten, hat sich der Blickwinkel heute gewandelt. 

Inzwischen ist Diversity Management ein hilfreiches Instrument für Unternehmen, um vielfältigere Teams zu haben, die nicht nur kreativer, sondern auch innovativer und leistungsstärker arbeiten und bei Problemstellungen zu unterschiedlichen Lösungsansätzen kommen. 

Diversity Management wird auch gezielt für das Employer Branding und die Mitarbeiterbindung genutzt. Gerade die jüngeren Generationen legen immer mehr Wert darauf, dass ihr Arbeitgeber Unternehmenswerte wie kulturelle Vielfalt, Inklusion und Integration umsetzt. Laut einer Studie von Glassdoor ist 67% der Menschen auf Jobsuche Diversity im Team wichtig. Ganz abgesehen davon könnt ihr durch die Förderung von mehr Vielfalt in eurem Unternehmen auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. 

Grundgesetzt Artikel 3, Absatz 3: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Welche Vorteile hat Diversity Management für euer Unternehmen?

Große Unternehmen, wie zum Beispiel VW oder Adidas, setzen schon lange auf Diversity Management. Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen nehmen sich mehr Vielfalt im Unternehmen zwar in ihren Unternehmenswerten vor, besitzen in der Regel aber noch nicht einmal eine eigene Verantwortungsposition in diesem Bereich, zum Beispiel in Form eines Diversity Managers oder einer Diversity Managerin. Laut einer Umfrage von Haufe hat nur ein Fünftel aller befragten Unternehmen eine entsprechende Position besetzt. Ganze Diversity-Abteilungen finden sich sogar nur in 8 Prozent der Unternehmen. Und das, obwohl Diversity Management Unternehmen zahlreiche Vorteile bietet: 

Verbesserte Arbeitgebermarke

Wie bereits erwähnt, wird es Bewerbern immer wichtiger, dass ihr neuer Arbeitgeber Vielfalt im Unternehmen fördert. Mit einem guten Diversity Management stärkt ihr eure Marke als Arbeitgeber, da ihr euch als offen, tolerant und wertschätzend gegenüber den unterschiedlichsten Mitarbeitern zeigt. Ihr werdet folglich als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, erhaltet mehr Bewerbungen und erweitert auch den Kreis an potentiellen neuen Talenten.

Bessere Kundenorientierung

Nicht nur eine Belegschaft kann vielfältig sein, sondern auch eure Kunden. Mit einer großen Vielfalt unter euren Mitarbeitern ist es euch möglich, die Bedürfnisse verschiedenster Kundengruppen besser zu verstehen. Zudem können Mitarbeiter mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen dabei helfen, neue Märkte zu erschließen und euer Kundenportfolio zu erweitern, zum Beispiel indem Sprachbarrieren kein Hindernis mehr für euch sind.  

Stärkere Mitarbeiterbindung

Indem ihr die Individualität eurer Mitarbeiter schätzt und fördert, fühlen sich diese bei euch wertgeschätzt und verstanden. Das fördert nicht nur die Bindung des einzelnen Mitarbeiters ans Unternehmen, sondern auch die Bindung der Mitarbeiter untereinander, was zu einem besseren Teamgeist führt.  

Einhaltung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes

Mit einem guten Diversity Management könnt ihr euch auch rechtlich absichern, denn wenn Mitarbeiter oder Bewerber sich ungerecht behandelt fühlen, kann dies zu Klagen auf Grundlage des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG)führen. Das Gesetz beinhaltet Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und dient dem Schutz vor Diskriminierung.

Stärkung der Teamleistungen

Vielfalt im Team stärkt nicht nur den Teamgeist, sondern auch die Leistungen des Teams. Je vielfältiger die Mitarbeiter eines Teams sind, desto besser können sie auf Veränderungen oder sich auftuende Probleme reagieren. Die unterschiedlichen Kompetenzen und Fähigkeiten der Teammitglieder ergänzen sich und tragen insgesamt zu einem breiteren Spektrum an Kompetenzen und Fähigkeiten des gesamten Teams bei. 

Bessere Zusammenarbeit in Teams, dank Diversity Management.

Bessere Zusammenarbeit in Teams, dank Diversity Management.

Besseres Markenimage

Nicht nur möglichen Bewerbern ist es wichtig, dass euer Unternehmen sich tolerant, offen und vielfältig zeigt, sondern auch den Kunden. Wenn ihr euch als Unternehmen für mehr Diversität einsetzt, profitiert ihr von einer positiveren Reputation und einer stärkeren Bindung der Kunden an eure Marke.

Soziale Verantwortung 

Mit einem guten Diversity Management übernehmt ihr soziale Verantwortung und tragt zu der Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft bei. 

Wie könnt ihr Diversity Management in eurem Unternehmen umsetzen?

Diversity Management gehört zwar formal zum Personalmanagement. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich nur die Personalabteilung mit dem Thema beschäftigen sollte. Diversity Management erstreckt sich vielmehr auf alle Ebenen eures Unternehmens. Vor allem die Führungskräfte sollten Diversity vorleben, so dass sich die Prinzipien eures Diversity Managements bei allen Mitarbeitern durchsetzen. 

So könnt ihr in eurem Unternehmen Diversity Management umsetzen:

Ziele festlegen

Eure Diversity Management Mitarbeiter sollten zu Beginn, gemeinsam mit den Führungskräften, die Ziele eures Diversity Managements festlegen. Um das tun zu können, müsst ihr jedoch zuvor analysieren, auf welchem Stand euer Unternehmen in Sachen Vielfalt ist und wo Verbesserungsbedarf herrscht. 

Dies könnt ihr zum Beispiel durch Umfragen unter den Mitarbeitern ermitteln, aber auch durch Auswertungen, wie zum Beispiel der kulturellen Vielfalt in eurem Unternehmen, der Frauenquote, der Zahl der Mitarbeiter in Teilzeit oder die Zahl derer, die remote arbeiten, der Fluktuationsrate von Männern, Frauen, ausländischen Mitarbeitern, etc. 

Wisst ihr wo ihr steht, seht ihr, wo ihr euch verbessern müsst, aber auch, in welchen Bereichen bei euch noch keinerlei Vielfalt herrscht. Legt dann schriftlich fest, wo ihr euch verbessern oder grundsätzlich neu aufstellen müsst und welche allgemeinen Diversity Management Ziele ihr verfolgt.

Maßnahmen bestimmen

Nachdem ihr eure Ziele bestimmt habt, könnt ihr daraus die für euch notwendigen Maßnahmen ableiten. Diese könnt ihr in einem Maßnahmenkatalog zusammenstellen, der jedem zugänglich ist. Solche Maßnahmen können sein:

  • Führungskräfte-Coachings, zum Beispiel in kulturspezifischen oder genderspezifischen Themen

  • Weiterbildungen oder Mentoring-Programme für Mitarbeiter

  • Schaffung von Barrierefreiheit für Mitarbeiter mit Behinderungen und Anpassung des Arbeitsplatzes an die jeweiligen Bedürfnisse

  • Angebot von Sprachkursen

  • Job-Rotation-Programme

  • Angebot von regelmäßigen Teambuilding-Maßnahmen

  • Angebot von Kinderbetreuung

    Kinder werden im Betrieb betreut, dank Diversity Management.

    Gerade in Großstädten, in denen es nicht genug Kinderbetreuungsplätze gibt, lohnt sich eine betriebliche Kinderbetreuung.

  • Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, remote zu arbeiten (inklusive Schaffung der digitalen Voraussetzungen dafür)

  • Regelmäßige abteilungsübergreifende Projekte

  • Einsatz eines Gleichstellungsbeauftragten

  • Anpassung derRecruiting-Prozesse, um mehr Chancengleichheit zu gewährleisten

  • Anpassung des Speisenangebots in der Kantine (vegetarisch, vegan, koscher, etc.)

  • Einrichtung von Gebetsräumen

  • Interne und externe Unternehmenskommunikation anpassen

  • Teilnahme an der Charta der Vielfalt

Rollen festlegen

Wenn ihr die Maßnahmen, die ihr umsetzen wollt, bestimmt habt, gilt es, die Rollen zu verteilen. Die Verantwortlichkeiten müssen innerhalb und außerhalb eurer Personalabteilung klar geregelt sein. Sorgt dafür, dass auf jeden Fall auch das Management in euer Diversity-Team integriert ist. Am besten ist es, wenn ihr neben einem oder mehreren Diversity Manager auch noch einen Gleichstellungsbeauftragten mit ins Team holt. 

Erfolge messen

Über 70 Prozent der Unternehmen, die angeben, dass sie Diversity Management Maßnahmen umsetzen, messen diese nicht, laut der bereits genannten Studie von Haufe. Nur 29 Prozent gaben an, Key Perfomance Indikatoren (KPIs) für ihre Maßnahmen zu haben. Dabei sind solche KPIs wichtig, um zu messen, ob euer Diversity Management überhaupt erfolgreich ist, oder ob ihr die Maßnahmen noch einmal verbessern oder komplett umstellen müsst. Für eure Kennzahlen könnt ihr euch zum Beispiel fragen:

  • Hat sich die Zufriedenheit eurer Mitarbeiter durch die Diversity Management Maßnahmen erhöht?

  • Hat sich die Fluktuationsrate seit der Einführung der Maßnahmen verringert?

  • Werden Angebote wie die Gebetsräume, das angepasste Essen in der Kantine, die Kinderbetreuung, Sprachkurse, etc. angenommen?

  • Verbessert sich die Leistung und der Teamgeist eurer Teams?

  • Konntet ihr mehr neue Mitarbeiter einstellen?

  • Hat sich die Frauenquote, die Anzahl der Mitarbeiter mit anderem kulturellen oder ethnischen Hintergrund, die Anzahl der Mitarbeiter mit Behinderung etc. erhöht?

Ein bewährtes Mittel, um den Erfolg eurer Diversity Management Maßnahmen zu messen, sind auch anonyme Umfragen unter den Mitarbeitern. Bekommen diese die Veränderungen im Unternehmen mit? Empfinden sie die Änderungen als positiv? Haben sie das Gefühl, durch die Maßnahmen wird der Teamgeist und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter gestärkt? Welche zusätzlichen Maßnahmen würden sie als geeignet ansehen?

Herausforderungen im Diversity Management

In der Regel profitieren Unternehmen von einer vielfältigen Unternehmenskultur. Dennoch kann es sein, dass sich euer Diversity Management mit Problemen oder Herausforderungen konfrontiert sieht, die durch die größere Vielfalt unter den Mitarbeitern entstehen. 

Solche Probleme können zum Beispiel Konflikte im Team sein, da dort Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammentreffen, die alle unterschiedliche Perspektiven und Lebenserfahrungen haben. Um Konflikte zu vermeiden, sollten eure Mitarbeiter feste Ansprechpartner haben, denen sie sich anvertrauen können. In den Teams sollte immer transparent und offen kommuniziert werden. 

Eine weitere Herausforderung für euer Diversity Management ist das sogenannte Quoten-Problem. Neue Mitarbeiter, die im Rahmen eures Diversity Managements eingestellt wurden, werden von anderen Mitarbeitern oft als leistungsschwächer oder übervorteilt angesehen, da sie meinen, diese wären nur wegen der Erfüllung der Quote eingestellt worden. Um das zu verhindern, solltet ihr transparent und offen kommunizieren, wegen welcher besonderen Talente die entsprechenden Personen eingestellt wurdenund warum diese das Team optimal ergänzen. Sorgt dafür, dass es gar nicht erst zu unbewussten Vorurteilen kommt. 

Eine Rollstuhlfahrerin, die dank Diversity Management ein vollwertiges Teammitglied ist.

Nur wegen einer Quote wird niemand unqualifizierte Mitarbeiter einstellen. Sprecht mit eurer Belegschaft offen über die Fähigkeiten neuer Kollegen.

Fazit

Diversity Managment bietet Unternehmen viele Vorteile, benötigt aber auch viel Zeit und Aufwand, um optimal umgesetzt zu werden. Dass sich die Mühen für euch lohnen, zeigen folgende Zahlen: 

Rund 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die Diversity Management umsetzen, geben an, dadurch eine bessere Zusammenarbeit in Teams zu haben. 

Rund 70 Prozent sagen, dass sie ihre Arbeitgebermarke dadurch stärken konnten. 

Selbst die Erfolge der Unternehmen nach außen konnten gesteigert werden, besonders dann, wenn auch die Führungsebene divers gestaltet ist. Unternehmen mit vielfältigen Führungsteams haben eine um 21 Prozent höhere Chance, überdurchschnittlich rentabel zu wirtschaften als andere Unternehmen.







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